Emskreuzungen DolWin4 & BorWin4


Emskreuzungen DolWin4 & BorWin4
Im Rahmen der Energiewende baut die Amprion GmbH als Übertragungsnetzbetreiber verschiedene neue Stromtrassen. Eine dieser Stromtrassen ist die Trasse DolWin4 & BorWin4, die an der Umspannanlage Hanekenfähr in Lingen endet .
Der durch die Offshore-Windparks erzeugte Strom wird über den in Lingen zu errichtenden Konverter zukünftig in das vorhandene Stromnetz von Amprion eingespeist. Bis es soweit ist, müssen die Verbindungsleitungen von der Nordseeküste nach Lingen gebaut werden.
Das geschieht durch verschiedene Fachunternehmen auf verschiedenen Losen dieser Stromtrasse. Dabei werden jeweils sechs Leerrohrsysteme parallel zueinander verlegt, vier davon für Energiekabel und zwei für Begleitmedien.
Nachdem LMR mit den Firmen TRNW und TAGU der Ludwig Freytag Gruppe in den Jahren 2022 bis 2024 bereits die entsprechenden Anlandungsbohrungen auf Norderney und in Hilgenriedersiel durchgeführt hatte, durfte LMR im Januar und Februar 2025 auch die letzten sechs Großbohrungen für diese Maßnahme unter der Ems erstellen.
Bevor es dazu kam, wurde LMR von der Fa. EHB, einem HDD-Unternehmen aus dem Emsland, im Mai 2023 angefragt, ein Angebot für sechs Kreuzungen der Ems, des Dortmund-Ems-Kanals und des FFH-Gebiets in Lingen mit Einzellängen von jeweils 1.032 m abzugeben.
Zur Angebotserstellung erhielt LMR Auszüge aus den Ausschreibungsunterlagen der Amprion. Nach Sichtung der Unterlagen, hier insbesondere A) der Entwurfsplanung des Vorhabenträgers und B) des Baugrundgutachtens, wurde innerhalb einer Woche ein erstes Angebot erstellt.
Dem folgte eine Phase der Ruhe, bevor es im September 2023 in Verhandlungen ging, die dann im Oktober 2023 zu einer Vertragsunterzeichnung führten.
Für die Ausführung des Trassenabschnitts, auf dem LMR dann tätig wurde, ergab sich folgende Konstellation:
Bauherr: Amprion
Hauptunternehmer: ARGE Tief4 (setzt sich zusammen aus den Firmen Knoll, Depenbrock, Heckmann und Sonntag)
Subunternehmer HDD der ARGE Tief4: Fa. EHB
Sub-Subunternehmer Großbohrungen der Fa EHB: LMR
Ziel war es, die sechs Bohrungen in 35 Werktagen durchzuführen. Das galt unter der Prämisse eines ungestörten Bauablaufs. Es kam jedoch anders, dazu nachstehend mehr.
Unmittelbar nach der Beauftragung erstellte die LMR eine Werksplanung, die auf der Ausführungsplanung der Amprion basierte. In dieser Hinsicht war LMR in der Pflicht, verschiedene Bedenken zu spezifizieren. Dabei handelte es sich im Wesentlichen um Optimierungspotentiale des Ausführungsprofils sowie den Umgang mit Bohrtoleranzen.
Die dann erstellte Werksplanung wurde mit den entsprechenden Optimierungspotentialen im Hause der Amprion bei Anwesenheit aller Beteiligten im April 2024 erörtert.
Damit einhergehend gab es einen ersten Konsens zum Thema der Bohrliniengeometrie bzgl. der Radien. Dem folgend wurde die Werksplanung auf dieser Beschlusslage basierend fertig gestellt und freigegeben.
Somit begann das Einrichten der Baustelle und der Aufbau der Bohrausrüstung am 07.01.2025. Die dem Aufbau vorausgehenden Erdbauarbeiten wurden in enger Koordination und guter Zusammenarbeit mit dem Hauptunternehmer, der ARGE Tief4, ausgeführt.
Die Bohrarbeiten begannen am 11.01.2025. Verhältnismäßig rasch zeichnete sich während der Ausführung der ersten Bohrung ab, dass diese Bohrung nicht frei von Störungen sein sollte.
Neben Ausbläsern im Startbereich traten baugrundbedingte Steuerschwierigkeiten sowie mangelhafte Spülungsrückflüsse im Bereich der Ems auf; ein Problem jagte das nächste. Eine signifikante Entschleunigung des vereinbarten Bohrprozesses, der wiederholt gestört war, war die Folge.
Zur Problemlösung trug dann ein Treffen bei, das Dank der Flexibilität aller beteiligten Parteien sehr kurzfristig unter Teilnahme aller erforderlichen Entscheidungsträger stattfinden konnte. An dieser Stelle möchten wir uns ausdrücklich bei der Amprion, der ARGE Tief4 und EHB bedanken.
LMR nutzte einen langen Abend und eine kurze Nacht, um verschiedene Lösungen auszuarbeiten, entsprechende Auswirkungen (Zeit und Kosten) darzustellen und um Fließdiagramme zur beschleunigten Kommunikation in Krisenfällen für Entscheidungswege zu präsentieren.
Nach Sichtung und Ausschluss verschiedener vorgestellter Optionen war schnell klar und absehbar, wie das weitere Vorgehen aussehen würde:
1. LMR würde die Bohrlinien umplanen
2. Diese Umplanung wurde Amprion-intern unter verschiedenen Aspekten (Kabeltechnik, Kabelinstallation, Genehmigung) unter Hochdruck geprüft und dafür unterschiedliche Berechnungen und Szenarien durchgespielt und Risiken abgewogen.
Die geänderten Bohrlinien wurden am gleichen Tag bis 14:00 h eingereicht, und die Amprion gab am Abend das weitere Vorgehen frei.
Somit konnte schon am nächsten Tag der Bohrbetrieb fortgesetzt werden.
Das Bohrloch der ersten Bohrung wurde saniert, und im Anschluss konnte die erste Bohrung mit dem neuen Bohrprofil fertig gestellt werden.
Während die Erstellung der ersten Bohrung mit Bezug auf die vorstehend erwähnten Ereignisse verhältnismäßig viel Zeit in Anspruch nahm (13 Tage), konnte die zweite Bohrung in fünf Tagen und die dritte bis sechste Bohrung dann im vertraglichen Soll, in jeweils vier Tagen, erstellt werden.
Die vorstehenden Fortschrittsraten sind keine Selbstverständlichkeit, sondern basieren auf langjähriger Erfahrung der LMR sowie der hausinternen Entwicklung und weiterführender Optimierung spezieller Spülbohrausrüstung sowie von dazugehöriger Verfahrenstechnik. Auch das Zusammenspiel der Bohrmannschaft und ein im Hause LMR implementierter Teamgedanke trägt elementar zu diesem Erfolg bei.
Fazit:
Der holprige Start der ersten Bohrung war nicht schön und hat sicherlich bei allen Beteiligten Sorgen verursacht. Der offene, ehrliche und konstruktive Umgang mit den angetroffenen Problemen sowie die Problemlösungen und das sich anschließende Abarbeiten der Baumaßnahme aber war eine große Freude.