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Sieben auf einen Streich

Die Firmengruppe Ludwig Freytag setzt weiter Zeichen für den Einbau von Kabelschutzrohren für Off-Shore Windenergieparks.

15.12.2010

Die Firmengruppe Ludwig Freytag hat in den Jahren 2007 und 2008 Zeichen für den Einbau von Kabelschutzrohren für Off-Shore Windenergieparks gesetzt; im Sommer 2010 folgte die Fortführung. In 2007 musste die EOn Netz GmbH innerhalb kürzester Zeit drei Anlandungen durchführen: auf der Nord- und Südseite von Norderney (Lokationen OASE und Grohdepolder sowie in Hilgenriedersiel am Festland). In 2008 wiederholte sich das ganze, aber mit doppeltem Leistungsumfang innerhalb der gleichen Zeitspanne. Die EOn Netz GmbH hatte damals für diese Arbeiten eigens eine Tochterfirma, die EOn Offshore gegründet.

In 2010 wurde beinahe der gleiche Leistungsumfang wie in 2008 abgefordert, aber unter anderen Rahmenbedingungen. Folgende Änderungen waren eingetreten: Die EOn hatte Ihr „Kabelgeschäft“ abgegeben, die EOn Netz GmbH mit EOn Offshore war in der Transpower GmbH aufgegangen. Aufgrund behördlicher Bestimmungen und dem Bestreben, sich mit jeder Baumaßnahme konsequent weiter zu entwickeln und besser zu werden, wuchs der „Auflagen-Katalog“ von einer 30 Seiten starken Ausarbeitung in 2007 zu einem zwei Sammelordner umfassenden Werk in 2010.

Die Länge der Bohrungen für die Anlandungen in Hilgenriedersiel wurde von 750 m auf 1230 m erhöht, um die binnenseitige Deichkreuzung zu vereinfachen und den Bohrplatz binnenseitig des Hauptdeiches außerhalb des Vogelschutzgebietes zu positionieren.

Die Baustelle war in 4 Wochen einzurichten und in 3 Wochen zurückzubauen. Diese Zeiträume hören sich zunächst großzügig bemessen an, sind es aber nicht, wenn die Auflagen des Auftraggebers und der verschiedenen, an dem Projekt beteiligten Behörden betrachtet werden. Die Beauftragung sah für den Unternehmer, das zur LF Firmengruppe gehörende Konsortium aus LF Rohrbau,

TAGU und LMR folgende Aufgaben vor:

  • Unterstützung bei der Erwirkung von Genehmigungen
  • Ausführungsplanung
  • Ausführung
  • Dokumentation


Kern der Aufgaben war es, die sieben Anlandungen schnellstmöglich durchzuführen, ohne dabei gegen die erhebliche Anzahl an Auflagen zu verstoßen. Dabei führte der kritische Weg über die Baustelle Hilgenriedersiel. Dort standen die meisten und längsten Bohrungen an. Eine der Herausforderungen war das Einschwimmen der Arbeitspontons in Hilgenriedersiel und am Grohdepolder, was, bedingt durch die sonst unzureichende Wassertiefe, nur bei Springtide durchgeführt werden konnte.

Technisch wurde für die wattseitigen Bohrungen das Bohrprogramm auf äußerste Umweltschonung angepasst. Hierfür stellte die TAGU den Wasserbau in der Form, dass ein Fährverkehr zur Versorgung der wattseitigen Arbeitsflächen eingerichtet wurde und dass Arbeitsplattformen im Watt durch Pontons, dort stationierte schwere Raupenkrane und schwimmende Bauumgrenzungen beigestellt wurden. LMR führte sämtliche HDD Bohrarbeiten, der Rohrbau LF sämtliche Erd- und Rohrbauarbeiten durch.

Die Ausführung begann am 22.06.2010 mit der Einrichtung der Baustelle Umschlagplatz Hafen Norddeich und Norderney, wobei der Schwerpunkt auf dem Umschlagplatz Hafen Norddeich lag. Eigens für das Projekt wurde ein Teilbereich des Hafens angemietet. Dort richtete TAGU einen Arbeits- und Lagerbereich zur Umschlagung aller auf den Baustellen im Watt benötigten Güter ein. Über den Verlauf der Baustelleneinrichtung wurden dort die verschiedenen Pontons und Arbeitsgeräte angeliefert und für den Einsatz vorbereitet. Für die Pontons gab es eine Abnahme durch den Germanischen Lloyd, das "Fit for Purpose Certificate". Danach begann das Einrichten der wattseitigen Baustellen, indem zunächst die Umschlagpontons und der Fährverkehr installiert wurden. Dem folgte das Einschwimmen und Positionieren der Arbeitspontons und der schwimmenden Bauumgrenzungen (SBU).

Mit dem Einrichten der Rohrbaustellen wurde immer deutlicher, dass der in der Ausschreibung vorgesehene Schweißplatz für die HDPE-Rohre an der Uferpromenade auf Norderney dieses Jahr nicht zur Verfügung stehen würde. Eine Lösung musste gefunden werden, da sich die Rohe nicht ohne entsprechende Flächen zu einem Strang von bis zu 560 m Länge verbinden lassen. Nachdem verschiedene Alternativen erörtert waren, wurde schließlich eine Lösung gefunden: Einschwimmen von Rohrstrangsegmenten, die in einem Werk in Norwegen direkt in einen Fjord extrudiert werden. Diesem Lösungsvorschlag folgend wurde nach Rücksprache mit der Nationalparkverwaltung eine Dalbenreihe zum "Parken" der Rohrstrangsegmente im Watt geschlagen. Am 24.07.2010 fand dann ein spektakuläres Ereignis statt. Die Rohrstränge trafen mit einem Schlepper bei Tonne D2 um 05:00 Uhr morgens nördlich von Norderney ein, wurden übergeben und dann mit einem Schleppverband, unter Leitung der TAGU, durch das Riffgatt, vorbei an der östlichen Uferpromenade, geschleppt.

Dieser Vorgang war sehr schwierig und komplex, da folgende Aspekte zu beachten waren:

  • 10 Rohrstränge mit Einzellängen von 460 m bis 630 m mussten als Bündel durch das Riffgat zwischen Norderney und Juist gezogen werden.
  • Das Riffgat hat eine sehr enge Schifffahrtslinie.
  • Die Strömungen im Riffgat sind stark und ändern sich abhängig von den Gezeiten und Wettereinflüssen.
  • Aus den 3 vorstehenden Punkten resultierten Auflagen der Wasser- und Schifffahrtspolizei, die eingehalten werden mussten.

Mit erheblichem Sicherungsaufwand (sogar Luftüberwachung) konnten dann die Rohre erfolgreich eingeschwommen werden, ohne dass ein einzelner Strang verlustig wurde. Ein besonderes Kompliment gebührt der TAGU für die reibungslose Abwicklung dieser Maßnahme.

Mit Abschluss der Bohrplatzvorbereitung begann das Einrichten der HDD Baustellen. In Hilgenriedersiel konnte damit am 19.07. begonnen werden, die Bohrarbeiten begannen eine Woche später. Auf Norderney begann das Einrichten der HDD-Baustellen am Grohdepolder in der ersten Augustwoche und an der OASE in der zweiten Augustwoche. Mit dem Ziel, die Bohrarbeiten schnellst möglich durchführen zu können, um so auch die Dauer der Arbeiten in dem ökologisch extrem sensiblen Gebieten zu reduzieren, war vorgesehen, 24 h am Tag zu arbeiten. Diesem Plan konnte jedoch der Bauherr nicht bzw. nur unter besonderen Umständen zustimmen, so dass dadurch zunächst ein großer Teil der Pufferzeit verloren ging. Durch die herausragende Leistung der Bohrmannschaft konnte diese Zeit jedoch wieder herausgearbeitet werden.

Mit dem Beginn der Pilotbohrarbeiten stellte sich heraus, dass der Zugang zu Teilbereichen der zu unterbohrenden Flächen nicht geklärt war. Nachdem dieses Problem durch technischen Einfallsreichtum gelöst wurde, galt es, geologische Risiken zu meistern, die in Form von Torflinsen im Austrittsbereich der Bohrung auftraten. Diese sorgten dafür, dass der Spülungsrückfluss auf den letzten ca. 100 m der Bohrungen ausblieb. Sobald jedoch mit der Pilotbohrung ausgetreten wurde, entspannten sich diese mit Bentonit vollgepumpten Linsen und entluden sich zum Austrittspunkt hin. Hier kam das umsichtige Konzept der LF-Gruppe mit den schwimmenden Bauumgrenzungen mit vollem Erfolg zum Einsatz. In der Ausschreibung war eine Eingrenzung der Baugruben im Watt gefordert worden, um unkontrollierbare Spülungsaustritte im Watt zu vermeiden. Die TAGU hatte in dieser Hinsicht in 2008 SBUs entwickelt. Diese haben extrem geringen Tiefgang und lassen sich somit auch überall ins Watt hin einschwimmen und absenken. Die Ballasttanks können bei Bedarf auch als Spülungssammeltank verwendet werden, was hier dann bei der ersten Bohrung mit Erfolg zum Einsatz kam.

Eine weitere Herausforderung war das Verbinden der Rohrstrangsegmente beim Einzug. Bohrungslänge waren jeweils ca. 1230 m. Bedingt durch die Örtlichkeit und die Produktionskapazitäten des norwegischen Werkes konnten die Stränge in maximalen Einzellängen von 625 m Länge vorfabriziert werden. Daraus folgte die Notwendigkeit, den Einzug jeweils zum Schweißen einer Naht zu unterbrechen. Das ist einfach, wenn das am Land passiert, es ist aber eine Herausforderung, wenn diese Arbeiten im Watt bei auf- und ablaufendem Wasser unter Beachtung strengster Auflagen durchgeführt werden müssen. Eigens dafür wurde eine spezielle Rohrführungs- und -fixierungskonstruktion auf dem Deck der Arbeitsponten im Watt konstruiert, so dass die Schweißkolonne des Rohrbaus (meinen Dank an die Kolonne an dieser Stelle) die Verbindungen ohne Probleme erstellen konnte.

Eine weitere Herausforderung war das Umsetzen der schwimmenden Bauumgrenzungen. Diese bereits oben erwähnten Arbeitseinheiten haben zwar einen sehr geringen Tiefgang, müssen sich aber dennoch den in Rückseitenwatt sehr niedrigen Wassertiefen bei Flut in Kombination mit Geländeunebenheiten stellen. Mit dem koordinierten Einsatz der Spülungsbekämpfungskolonnen (eine weitere Auflage des Auftraggebers) unter Führung der TAGU bei Einhaltung des Zeitplans durch LMR, gelang jedes Umsetzen dieser Umgrenzungen ohne Probleme.

Auf der Baustelle "OASE" gab es dem Grunde nach keine Überraschungen, außer dass eine Schweißnaht versagte und die Rahmenhalteplatte des Bohrgerätes, mit dem es am Widerlager fixiert war, brach. Durch die gute Zusammenarbeit mit einer lokalen Werft konnte sofort eine passende Stahlplatte besorgt werden, die über Nacht eingebaut wurde, so dass die Bohrarbeiten am nächsten Morgen fortgesetzt werden konnten. Ärgerlicher war ein Gestängebruch, der sich beim Aufweiten des Bohrloches ereignete. Trotz Einsatz von frisch inspiziertem Bohrgestänge brach eine Bohrstange am Verbinder ab. Dank der routiniert arbeitenden Bohrmannschaft konnten beide Bohrstranghälften geborgen, das Bohrloch wieder befahren und die Bohrarbeiten mit Erfolg fortgesetzt werden, so dass der Endtermin gehalten wurde.

Die Firmengruppe Ludwig Freytag hat sich durch ihre Firmen TAGU, Rohrbau Ludwig Freytag und LMR der Bewältigung einer äußerst komplexen Aufgabe unter extremen Rahmenbedingungen innerhalb kürzester Zeit gestellt. Diese Aufgabe wurde gemeistert, auch zur vollen Zufriedenheit des Bauherren. Die erfolgreiche Abwicklung der Arbeiten gelang dadurch, dass ein eingespieltes Team zum Einsatz kam und das Erfahrung im Umgang mit speziellen Situation unter besonderen Bedingungen bei den ausführenden Firmen vorliegt. Die Firmengruppe Ludwig Freytag und ihre Tochterfirmen haben mit dieser Baumaßnahme bewiesen, dass sie eine Größe im Nearshoregeschäft und bei Anlandungen sind, die hier eine marktführende Position eingenommen hat.

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